C# “switch expression” – manchmal muss man aufpassen

Wie bei vielen Dingen ist es im Nachhinein klar warum etwas Komisches passiert aber im ersten Moment überrascht es dann doch. Hier ein kleiner Aufreger bei der eigentlich sehr praktischen “switch expression” von C#.

Angefangen hat es mit einer Extension Methode auf JsonNode, die im direkten Spielen mit der JSON Deserialisierung für einfache Datentypen direkt die nativen Werte liefern soll.

public static object? ToJsonScalar(this JsonNode node)
{
    switch (node.GetValueKind())
    {
        case JsonValueKind.True: return true;
        case JsonValueKind.False: return false;
        case JsonValueKind.Null: return null;
        case JsonValueKind.String: return node.GetValue<string>();
        case JsonValueKind.Number: return node.GetValue<double>();
        default: return node;
    }
}

Benutzt wird das dann wie folgt und das liefert auch die richtige Ausgabe (System.Double):

var num = JsonNode.Parse("3.14")!;

Console.WriteLine(num.ToJsonScalar()?.GetType());

Die Überraschung gab es dann bei der manuellen Umstellung auf eine “switch expression” – die automatische Konvertierung macht es besser, aber hier geht es ja ums Prinzip:

public static object? ToJsonScalar(this JsonNode node)
    => node.GetValueKind() switch
    {
        JsonValueKind.True => true,
        JsonValueKind.False => false,
        JsonValueKind.Null => null,
        JsonValueKind.String => node.GetValue<string>(),
        JsonValueKind.Number => node.GetValue<double>(),
        _ => node,
    };

Sieht gleich aus? Ist es aber nicht, die Ausgabe lautet nun:

System.Text.Json.Nodes.JsonValuePrimitive`1[System.Double]

Was ist passiert? Ähnlich wie ein ternärer Ausdruck (?:) muss die “switch expression” einen einzigen Datentyp melden. Der Compiler entscheidet sich hier für den Default (_) und das ist ein JsonNode. Da alle anderen Datentypen einen impliziten Casting Operator haben, wird im Beispiel aus der Zahl direkt wieder ein JsonNode – genauer halt ein JsonValuePrimitive<double>.

Die automatische Konvertierung des switch Statements erzeugt einen (object) Cast bei JsonValueKind.Number, ich habe die Variante auf dem Default bevorzugt:

public static object? ToJsonScalar(this JsonNode node)
    => node.GetValueKind() switch
    {
        JsonValueKind.True => true,
        JsonValueKind.False => false,
        JsonValueKind.Null => null,
        JsonValueKind.String => node.GetValue<string>(),
        JsonValueKind.Number => node.GetValue<double>(),
        _ => (object?)node,
    };

Happy Coding

Jochen



VCR.NET 4 – alles geht einmal zu Ende…

Ich weiß zwar nicht, ob es überhaupt noch Anwender vom VCR.NET Recording Service gibt, aber für alle Fälle hier ein kleiner Nachruf.

Geboren wurde VCR.NET als Version 1 vor ziemlich genau 21 Jahren – zum 10ten Geburtstag hatte ich noch einen kleinen Glückwunsch geschrieben. Zwischenzeitlich hatte ich VCR.NET 4 auf drei Rechnern hier im Hausnetz installiert und auch noch regelmäßig genutzt. Gerade eben habe ich die Installation vom letzten der drei Rechner entfernt.

Insbesondere kann ich daher VCR.NET 4 nun auch nicht mehr weiter pflegen – na gut, die letzte Korrektur ist nun auch schon über ein Jahr her. Also heißt das denn, VCR.NET ist eingestellt, weil ich es nicht mehr brauche? Weit gefehlt! Ich nutze VCR.NET weiterhin in der Version 5.

Also warum all das hier? Nun VCR.NET 5 ist nicht wirklich ein Nachfolger von VCR.NET 4 und insbesondere nicht mehr unter Windows lauffähig – was mir sogar zugute kommt, so komisch es auch klingen mag. Der Unterschiehabed liegt auch nicht wirklich im VCR.NET Recording Service, der sich immer noch genau so präsentiert wie bisher.

VCR.NET besteht zum einen aus der Planung und Ausführung von Aufzeichnungen – da hat sich nicht wirklich etwas getan, alles bis auf die umfangreiche Modernisierung der Code Basis von .NET 4 auf .NET Code 8 wie gehabt. Der andere Teil ist aber leider der Zugriff auf lokale DVB-Geräte über mein DVB.NET 4 Paket. Hier wird es keine Erneuerung mehr geben, im Gegenteil: DVB.NET 5 bietet nun keinen Zugriff auf die Windows spezifische BDA Schnittstelle zum Zugriff auf DVB-Geräte mehr.

Aber hallo: was soll denn ein Aufzeichnungssystem, dass gar nicht auf irgendwelche DVB Quellen zugreifen kann. Wird nun IPTV verwendet? Nein, dem ist nicht so.

Angefangen hat es eigentlich damit, dass ich unseren privaten Rechnerpark aus verschieden Gründen auf Barebones (Shuttle) umgestellt habe. Damit war der Einsatz von PCI basierten DVB-Karten beendet – adieu Nexus, Nova et al. In diesem Schritt habe ich auf USB Geräte umgestellt – aktuell habe ich 5 Technotrend S2-4600 und eine S2-3600. Und dann kam der Windows 10 Update GAU – ich meine es war der Update 1809 also Ende 2018: der Treiber der S2-4600 produzierte einen BSOD und ich meine sogar dass das Problem nie gelöst worden ist. Ich habe dann zwar eine Weile auf den Update verzichtet, mir war aber klar, dass das keine Lösung auf Dauer sein konnte.

Da ich zu diesem Zeitpunkt beruflich schon viel mit Linux zu tun hatte habe ich mir einen kleinen DVB Proxy für Linux geschrieben, der über TCP/IP gesteuert auf DVB Geräte unter Linux zugreift und das Ergebnis als DVB Transport Stream an einen Client senden kann. Dafür ist dann in DVB.NET 4 ein Gerätetreiber entstanden, so dass ich meine fünf S2-4600 an einen kleinen Barebone angeschlossen und in VCR.NET 4 konfiguriert habe.

Das funktionierte eigentlich über Jahre ganz gut aber ich habe mich nun entschlossen, den nächsten Schritt zu gehen und vor allem die Code Basis wie erwähnt zu modernisieren. DVB.NET 5 kann aktuell nur noch diesen Linux Zugriff auf DVB Geräte nutzen – der meiste Windows spezifische Code wurde entfernt, tatsächlich auch mit einem weinenden Auge, da eine Menge cooler Code zum Zugriff auf die COM Schnittstellen von BDA enthalten war. VCR.NET 5 kann daher auch genau nur das: über TCP/IP auf das proprietäre TCP/IP Protokoll zugreifen – gut, da wäre Luft nach oben, aber so ist es Stand heute. Aktuell gibt es noch stärkere Einschränkungen, die für mich aber irrelevant sind: es wird nur der Empfang über Satellit (DVB-S und DVB-S2) unterstützt und eine Entschlüsselung ist nicht möglich.

Eigentlich gibt es nun auch keinen Grund mehr, VCR.NET 5 auf einem Windows Rechner laufen zu lassen. Ich werde dazu je nach Zeit bei Gelegenheit mal mehr dazu schreiben, hier nur in Kürze: VCR.NET 5 wird nicht mehr als Installationsprogramm für Windows sondern als docker Image bereit gestellt. Die Installation erfordert etwas Vorbereitung, da werde ich für (vermutlich äußerst wenige) Interessierte noch eine Beschreibung zur Verfügung stellen. Bei mir läuft VCR.NET 5 aber nun seit einigen Tage produktiv auf meinem DVB Barebone – Performance scheint kein großes Problem zu sein, auch wenn alle 5 Karten gleichzeitig im Betrieb sind.

Es gibt nun keine lokale Windows Installation mehr – kein VCR.NET Kontrollzentrum, kein Aufwecken für die Programmzeitschrift, … Der Zugriff erfolgt einfach über einen Web Browser, die Dateien werden über ein SMB Share für Windows bereit gestellt. Ein Demux mit ProjectX kann nach etwas Vorbereitung direkt aus der Browser Anwendung gestartet werden. Da nun alles über den Browser geht ist auch die Nutzung von Smartphone, Tablet oder SmartTV möglich – letzteres scheiterte bisher auf die notwendige Windows NTLM Autorisierung, auf die ich bei VCR.NET 5 erst einmal verzichtet habe.

Fazit: VCR.NET (4) ist tot, es lebe VCR.NET (5).

Sorry, falls es doch noch VCR.NET Windows Fans da draußen gibt, aber das Leben geht halt weiter. Aktuell gehe ich davon aus, dass mich VCR.NET 5ff noch eine Weile privat begleiten wird, aber wer weiß was die Zeit bringt!

Have Fun

Jochen

Sendersuchlauf auf Astra 1 geht nicht mehr

Ich habe gerade per Zufall festgestellt, dass die Netzwerksuche auf Astra 1 nicht mehr funktioniert. Ich habe eine Korrektur in der Datei …\JMS\DVB.NET 4.3\Scan Locations\BuiltIn.dss erstellt und getestet. Eine neue Version von DVB.NET möchte ich nur deswegen aber nicht machen. Ich denke mal so viele Benutzer gibt es nicht mehr – vor allem keine, die ständig eine existierende Version neu installieren. Der Austausch muss nach einer Neuinstallation daher viederholt werden.

Die Netzwerksuche erfordert allerdings ein DVB-S2 fähiges Gerät – ich glaube, nur mit DVB-S steht man heute eh fast blind da. Sollte das ein wirklich ein Problem sein, kann ich gerne noch einmal weiter suchen.

Also: einfach die angehängte Datei herunterladen, entpacken, austauschen und nach dem nächsten Suchlauf sollte alles wieder gut sein – bei mir von 0 auf 1120 Quellen.


Viel Erfolg

Jochen

VCR.NET / DVB.NET und die Radiosender der ARD

Seit Mitte Dezember 2021 hat zumindest die ARD die Ausstrahlung ihrer Radioprogramme auf den AAC Codec umgestellt. Dieser wird von der DVB.NET Bibliothek bis einschließlich zur Version 4.3.17 nicht unterstützt und kann auch nicht mit Tricks aufgezeichnet werden – konkret: der Sendersuchlauf identifiziert Sender wie HR1 nicht als Radiosender und selbst wenn man DVB.NET sagt, dass es sich um einen Radiosender handelt ist die Aufzeichnungsdatei dann leer.

Ich habe das in DVB.NET 4.3.19 gefixt, diese Version wird nun auch im Downloadverzeichnis als Standard angeboten. Wenn man VCR.NET in der neuesten Version verwendet, dann kann man die DVB.NET Bibliothek auch leicht einzeln tauschen – die Prüfung auf die VCR.NET Version kann direkt auf der Startseite erfolgen:

Zum Austausch geht man wie folgt vor:

  • In der Liste der Windows Dienste den VCR.NET Recording Service stoppen (nicht pausieren / anhalten).
  • Mit den Einstellungen von Windows aus den Apps die alte DVB.NET Library Version entfernen.
  • Die neue DVB.NET Version installieren – im Allgemeinen mit den Standardeinstellungen.
  • Den VCR.NET Recording Service wieder starten.

Nach einem Sendersuchlauf sollten alle ARD Radiosender dann auch als solche erkannt werden und können aufgezeichnet werden.

Für die Nachbearbeitung ist dann nur noch zu beachten, dass als Codec halt AAC und nicht mehr MP2 verwendet wird. Ich selbst nutze das eigentlich fast nie und habe daher auch keine direkten Werkzeuge zur Weiterverarbeitung – auch das uralte ProjectX streikt hier völlig. In der Testphase habe ich eine solche Aufzeichnung aus VLC heraus nach WAV oder MP3 konvertiert und dann mit Audacity bearbeitet – das geht aber sicher eleganter.

Viel Spaß

Jochen

electron, webpack, typescript: electron-webpack dev findet Module nicht

Ich habe ein (künstliche reduziertes) Repro hier in GitHub abgelegt. Erst einmal handelt es sich um ein relativ normales electron-webpack-ts Projekt, allerdings mit einer Besonderheit: in einem Unterverzeichnis lib (im realen Szenario ein ganzes Repository als GIT submodule) ist eine Art Bibliothek eingebunden.

In dieser Bibliothek sind (aus historischen Gründen) die Typescript Deklarationen (typings) von den eigentlichen Quellen (src) getrennt. Eine tsconfig.json stellt sicher, dass die Bibliothek auch als eigenständiges Repository gebaut und insbesondere getestet werden kann – nicht im Repro Szenario, da fehlt alles außer dieser einen Konfigurationsdatei und selbst die habe ich auf das unmittelbar Notwendige reduziert. Auf die Struktur der Bibliothek habe ich keinen Einfluss, da diese in vielen anderen Projekten so wie sie ist erwartet wird.

Im eigentlichen Code (renderer) wird eine Methode aus der Bibliothek verwendet.

import * as React from "react"
import { render } from "react-dom"
import { createTest } from "lib"

render(
    <div>[HELLO WORLD]</div>,
    document.querySelector('body > div#app')
)

export const test2 = createTest()

Damit das Modul lib gefunden wird, werden die Typdeklarationen über die tsconfig.json eingebunden, nichts Besonderes soweit.

{
    "extends": "./node_modules/electron-webpack/tsconfig-base.json",
    "compilerOptions": {
        "jsx": "react"
    },
    "include": [
        "lib/typings/**/*.d.ts",
        "src/**/*.ts",
        "src/**/*.tsx"
    ]
}

Durch die Trennung von Code und Deklaration in der Bibliothek reicht das für webpack natürlich nicht für das Bundling, und wir müssen in der package.json eine Anpassung der webpack Konfiguration aktivieren.

    "electronWebpack": {
        "renderer": {
            "webpackConfig": "webpack.override.js"
        }
    },

In der webpack.override.js wird ein Alias für lib definiert.

    config.resolve = { ...config.resolve }

    config.resolve.alias = {
        ...config.resolve.alias,
        'lib': resolve(__dirname, 'lib/src'),
    }

Damit sollten wir eigentlich fertig sein und auch die exotische Struktur der Bibliothek nutzen können. In der Tat läuft auch electron-webpack sauber durch. Beim Starten der Entwicklungsumgebung mit electron-webpack dev gibt es aber leider eine böse Überraschung:

  ERROR in ./lib/src/createTest.ts
  Module not found: Error: Can't resolve 'api' in '.../electron-tsloader-watch-problem/lib/src'
   @ ./lib/src/createTest.ts 1:0-29 2:34-40
   @ ./lib/src/index.ts
   @ ./src/renderer/index.tsx
   @ multi css-hot-loader/hotModuleReplacement ./src/renderer/index.tsx

Warum gibt es plötzlich das Modul nicht mehr? Die Ursache ist wohl, dass zum schnelleren Start bei dev der ts-loader mit transpileOnly true verwendet wird. Meine Vermutung ist, dass hier die Modulreferenzen nicht vollständig aufgelöst werden und der folgende Übersetzungsvorgang (babel denke ich) im hot-reloader diese dann nicht mehr findet.

import { helper, ISomeTest } from "api"

export function createTest(data = helper.one): ISomeTest {
    return { data }
}

Interessant ist, dass der Effekt nicht auftritt, wenn nur Interfaces (hier ISomeTest) referenziert werden, nicht aber zum Beispiel eine enum (hier helper).

Den einfachsten Fix den ich gefunden habe, ist transpileOnly false zu erzwingen – was allerdings den Startvorgang in der Entwicklungsumgebung merklich verzögert. Die Implementierung dazu findet sich wieder in der webpack.override.js.

    const ts = config.module.rules
        .map((r) => r.use)
        .map((u) => Array.isArray(u) && u[0])
        .filter((p) => p && p.loader === 'ts-loader')
        .map((l) => l.options)[0]

    if (ts && ts.transpileOnly && process.env.APPLYWORKAROUND) {
        ts.transpileOnly = false
    }

Setzt man vor dem Aufruf von electron-webpack dev die Umgebungsvariable APPLYWORKAROUND auf irgendwas (e.g. yes) dann läuft dieser wie gewünscht durch.

Der Work-Around ist aber mehr als hässlich und stark von der konkreten Implementierung im electron-webpack abhängig. Eine richtige Lösung etwa in Form einer Konfiguration in der package.json wäre sicher schöner, aber immerhin hilft es in diesem besonderen Fall auch mit dieser Legacy Bibliothek arbeiten zu können.

Vielleicht erspart der Tipp dem einen oder anderen eine längere Suche – ich fand das nicht wirklich einfach zu lokalisieren und zu verstehen. Ich kann mir vorstellen, dass ähnliche Effekte vielleicht auch in weniger exotischen Anwendungen auftreten.

So long

Jochen